“Wahlmuffel” Bürger oder Denkverweigerer Journalist

Vermutlich werden wir es bis zum Ende aller  Tage beklagen müssen: dass Journalisten über Politik ausschließlich aus Sicht der Politiker berichten, niemals aus Sicht der Bürger. Andernfalls gäbe es keine Wahlverlierer (nur Parteien oder Kandidaten, die eben nicht so viele Wählerstimmen bekommen haben, wie  irgendjemand geglaubt hat), keine Erdrutschsiege und Abstürze und Wahlklatschen.

Und es gäbe auch keine “Wahlmuffel”. So (und so ähnlich) werden von Journalisten regelmäßig Stimmbürger genannt, die ihre Zustimmung zum Wahlangebot verweigern. Es sind die Vegetarier, die sich bei McDonald’s für keinen der angepriesenen Hamburger entscheiden, den Laden komplett meiden und mit dem Rat ihrer Freunde, für einen der Hamburger müssten sie sich doch wohl entscheiden können, krank finden.

Journalisten, die aus Sicht der Politik schreiben und deshalb natürlich auch auf Recherche verzichten, bringen dann solche “Wirklichkeitskonstruktionen” fertig wie die Märkische Allgemeine:

wahlmuffel

Beim “Sonntag der Wahlmuffel” haben  nämlich nur 20,4% der “wahlberechtigten” Potsdamer den SPD-Kandidaten Mike Schubert zum Oberbürgermeister gemacht.

Von 53 Prozent im ersten Wahlgang am 23. September war der Zulauf am vergangenen Sonntag auf magere 37,8 Prozent abgesackt. „Mehr als 21 000 Leute sind im Vergleich zum Hauptwahlgang zu Hause geblieben“, analysierte [Kreiswahlleiter] Schrewe.

Dabei, um die Logik des Märkischen Journalismus zu unterstreichen, hatten es die Wahlberechtigten beim zweiten Mal doch einfacher. Nicht nur, dass ihnen schon etwas (Aufwärm)übung unterstellt werden konnte, – sie hatten nun auch nur noch zwei Kandidaten zur Auswahl, also auch nur zwei mögliche Felder für ihr eines erlaubtes Kreuz, während im ersten Wahlgang noch sechs kandidaten für reichlich Verwirrung, Überforderung und Wahlverdruss führten.

Siehe auch: Schluss mit dem Nichtwähler-Bashing

 

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